Montag, 7. Dezember 2020

Abruzzen und Adriaküste

Das Gewitter zog an mir vorbei. Trotzdem wurde das Zelt am Übernachtungsplatz nass. Der nächste Tag begann mit Sonnenschein und heftigen Schmerzen in der Schulter. In einer Bar machte ich eine längere Pause und schrieb Karten. Das Solarpaneel neben mir lieferte dazu den nötigen Strom. Der Wirt war begeistert über meine Ausrüstung und meine Tour. Bezahlen und weiter ging es bergauf.
Poglia liegt auf rd. 750 m Höhe. Ich erreichte es im letzten Abendlicht und fand einen schönen Zeltplatz abseits der Straße. Die Nacht war schmerzhaft. Nach weiterem Aufstieg am nächsten Morgen lud mich doch tatsächlich ein schöner Rastplatz neben der Straße zum Frühstück ein. Eine ausgesprochene Seltenheit. Er enstand auf eine Initiative des Papstes hin. Bei dieser Gelegenheit wurde auch mein Zelt wieder trocken.

Der Weg von einem Gipfel zum nächsten führt durch ein Tal. Davon macht der Apennin reichlich Gebrauch. Es ging erst mal richtig abwärts bevor ich  in Jenne wieder auf 850 m war. 
 
Der Ort ist weitgehend bewohnt.  Wovon leben die Menschen hier? Die Landwirtschaft ist längst erloschen. Zur nächsten Industrieregion haben sie einen langen Weg, Auch einkaufen kann man vor Ort nur wenig. 






Die Berge im Süden sind deutlich höher als ich gerade fahre.

Mit italienischen Schotterwegen hatte ich schon Bekanntschaft gemacht. Trotzdem habe ich sie wieder in Kauf genommen. Mit einem Mountainbike ohne Gepäck lässt sich sowas wohl locker fahren. Mich hat es sehr viel Kraft gekostet und schnell ging es gar nicht. Sehr unangenehm sind die Rinnen. Ist man mal drinnen, dann ist es schwer wieder raus zu kommen, weil die Flanken aus sehr weichem, rolligen Material sind.

Auf 1.500 m habe ich übernachtet. Am Morgen waren Innen- und Außenzelt zusammen gefroren. Abbauen und ausschütteln so gut es geht bevor die Sonne kommt! Kalte Finger sind obligatorisch.

Wetter und Landschaft waren traumhaft.

Da geht es rein. Mal sehen.
Mehr dazu gibt's hier
 
Bergab wurde ich wieder vom Schotter  heftig durchgeschüttelt. Knackige Schmerzen wanderten in Arm und Schulter auf und ab. Mittlerweile war klar, dass es mehr die Talfahrten und weniger die Bergfahrten waren, die mir so zusetzten. Da ich keine Ahnung hatte, was los war, beschloss ich ein Krankenhaus aufzusuchen. Bis dahin waren es noch mehr als 30 km.
Was mich so plagte wurde nicht geklärt. Aber es war nichts Lebensbedrohliches. Die Untersuchung mit Blutbild und EKG war kostenlos. Ich hätte gerne was bezahlt um meine Auslandskrankenversicherung zu plündern.
 

Der nächste Tag war komplett verregnet. 
Collarmele ist stolz auf seine Windräder. Auf dem Dorfplatz sind sie mit farbigem Pflaster dargestellt. Es gibt eine ganze Menge davon auf diesen Grashügeln. 


Schon in den Außenbezirken von Pescara gab es Radwege. Ihr Zustand war allerdings so schlecht, dass ich meistens auf der Straße fuhr. Das besserte sich im Stadtzentrum wesentlich. Der Weg durch die Stadt war komfortabel. 
 
Außer entlang der Adda (Comer See bis Cassano d'Adda) und dem Tiber in Rom gab es in Italien  keine Radwege. Das sollte sich nun ändern. An der Adriaküste fuhr ich einen fast durchgängigen Radweg bis Rimini. Er ist nicht ausgeschildert sondern farbig markiert. Das erfordert etwas Gewöhnung und innerorts fehlt die Markierung manchmal. Dann muss man suchen. Mit der Regel "immer Richtung Meer " landete ich hin und wieder auf einer Mole in der Sackgasse. Da die Küstenstraße stark befahren war, nahm ich die kleinen Schwierigkeiten gerne in Kauf.


Eigentlich wollte ich noch durch diese Berge fahren. Die Schmerzen trieben mich nach Hause und im Schnee über italienische Straßen und Schotterwege zu fahren ist nun wirlich kein Vergnügen.






Abseits der Hotels fand ich an diesem verlassenen Bauernhaus ein zwar etwas schmuddeliges aber doch schönes Plätzchen mit beeindruckendem Abendhimmel
und genauso schönem Morgenhimmel.

Die Adria-Küste ist - außer an dieser Stelle -  auffallend sauber. Auch die Straßen sind besser als auf den übrigen Strecken. Die Küste ist jedoch dicht mit Hotels bebaut. Auch kleine Orte haben locker mal 3 bis 4 km mehrreihige Hotels.
Bei sonnigem Wetter ist die Adria wirklich blau. Vor Rimini habe ich mir die Panoramastraße über diesen Höhenrücken gegönnt. Die 380 Höhenmeter waren locker zu fahren, die Sicht nach beiden Seiten schön, kaum Verkehr, dafür mehr Radler und unterwegs eine Bar.

Blick auf Rimini am Ende der Straße. Ganz rechts im Bild ist Cesenatico (Teutonensilo). Dort bin ich auf der Herfahrt gelandet. Vom Aufnahmestandort bis dahin sind es 45 km. Der historische Ortskern von Rimini hat einen Durchmesser von 1 km. Auf dem Rest reiht sich Hotel an Hotel in mehreren Reihen!!!

Ich bin noch bis Cesena gefahren. Unterwegs erwischte mich ein Gewitter und ich verbrachte mehrere Stunden incl. Zeltaufbau im Regen. Sowas erleichtert den Abschied. Von Cesena fuhr ich mit einem Regionalzug bis Bologna und von dort mit ÖBB nach München. Der Fahrradtransport war problemloser als in Deutschland .



Zuhause angekommen überraschte mich mein Gärtchen damit, dass es noch blühte.

1 Kommentar:

  1. Eine schöne Radreise wünsche ich Ihnen und kommen Sie wieder gesund nach Hause.
    Grüße aus Mörzheim
    Wolfgang Freiermuth

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