Routing & Tracking

elektronisches Routing und Navigation - notwendig?

jein!
Nördlich der Linie  Trondheim - Stockholm braucht man keine Elektronik um von A-Dorf nach  B-Dorf zu kommen. Ich habe von Norwegen und Schweden je eine 800.000-er Karte dabei gehabt. Die waren dafür völlig ausreichend, weil es sooo wenig Straßen gibt. Das dürfte in den meisten Regionen der Welt so sein.

Ganz anders in Südschweden und erst recht in Deutschland. In letzterem sind selbst Kreisstraßen so stark befahren, dass ich gerne auf Feldwege ausweiche. Da gibt's keine Wegweiser! Und wenn ihr nicht dauernd nervige Umwege oder Sackgassen in Kauf  nehmen wollt, dann braucht ihr
entweder einen Anhänger voll 50.000-er Karten und seeehr viel Zeit
oder elektronische Navigation.

Das entscheidende Kriterium ist die Dichte der Entscheidungen ob rechts oder links. Liegt die bei alle 2 km, dann ist Elektronik m. E. sinnvoll. Liegt sie bei 20 km, dann ist Elektronik m. E. sinnlos. Oft ist es so, dass auf den Wegweisern Ortsnamen sind, die man auf der Karte nicht findet und umgekehrt. Dann ist elektronische Navigation schon sehr hilfreicht, d. h., sie erspart viel Zeit. Nicht meine Erfahrung aber sehr gut nachvolziehbar: wenn die Wegweise in arabischer, indischer oder gar chinesischer Schrift sind, dann ist elektronische Navigation auch sehr sinnvoll. Zwingend will ich nicht schreiben, denn der Inder ist von Indien nach Boras in Schweden ohne Karte und ohne navi gefahren!!!

Aber auch im Norden habe ich die Elektronik genutzt, um Ziele wie z. B. die Bibliotheken in den Orten zu finden. Das war auch bei kleinen Orten angenehm, weil sie oft versteckt lagen.  Und in größeren Orten wie Tromsö und selbst Alta ist es angenehm, einen detaillierten elektronischen Stadtplan dabei zu haben. Außer Zielpunkten findet man auch den richtigen Weg aus der Stadt leichter.
Auch das Auffinden guter Zeltplätze war mit Elektronik deutlich einfacher. Dabei habe ich sie nicht als Navigation  sondern als Karte genutzt.

welches System 

Was passiert einem unbedarften Opa, der nach einem Tracker sucht? Obwohl ihm seine Tochter Komoot empfohlen hat, stöbert er im Google App Store und findet MyTracks. 
Vergesst Googles MyTracks. Jedes weitere Wort ist Verschwendung.

Auf unserer Testfahrt hat mir mein Arbeitskollege und Freund Pit Pumpe sein Open Street Map (OSM) gezeigt. Ich war platt. Mehr als die kontrastreichen Karten habe ich da noch gar nicht gesehen. Ohne weitere Recherche bin ich - trotz der Empfehlung von Komoot durch Hannah - bei OSM hängen geblieben.

OSM sind die Karten. Die App heißt Osmand. Natürlich habe ich das erst mal ohne SD Karte installiert und in meiner Wohnumgebung ausprobiert. Das war zufriedenstellend. Aber es wurde auch klar, dass man sehr sehr aufpassen muss, weil sich an so einem Handy durch versehentlich Berührung alles mögliche verstellen kann und Osmand dann nicht mehr richtig funktioniert. Einfach ist es nicht.

Für mich ist zwingend erforderlich, dass das System offline arbeiten kann. D. h., sowohl die Karten, das Routing und die Navigation müssen ohne Internet zur Verfügung stehen.
Das erfüllt Osmand. Lt.Samuel on tour braucht man für das Routing mit Locus Internet!

Der hier ist mit komoot gefahren und hatte sehr ähnliche Probleme wie ich mit Osmand.


Erfahrung mit Osmand

Ich brauche Karten von
  • Deutschland
    • Baden Württenberg
    • Hessen
    • Nord Rhein Westfahlen
    • Niedersachsen
    • Hamburg
    • Schleswig Holstein
  • Dänemark
  • Norwegen
  • Finnland
  • Schweden
Da war natürlich klar, dass es ohne SD-Karte nicht geht. Und damit fingen die Probleme an. Und sie sollten während der Fahrt nicht aufhören.
  • Ein Handbook gibt es nicht, nur Foren. Die sind wenig hilfreich.
  • Osmand ist alles andere als selbsterklärend. Die Gliederung des Menues ist verwirrend, genauso wie die verwendeten Begriffe. Die Zwischenziele sind eine eigene Wissenschaft, zu der ich erst nach 2,5 Monaten Zugang fand.
  • Nur durch try and error habe ich in stundenlangen Sitzungen die Installation auf der SD Karte geschafft. Die Foren waren für dieses Problem vor allem wegen der Sprachverwirrung nicht
    Tracker hat ausgesetzt und kurz danach
    wieder eingesetzt. Auf deser Strecke
    habe ich keine Pause gemacht.
    brauchbar.
  • Der Tracker arbeitet unzuverlässig. Er setzt häufig aus unerfindlichen Gründen aus und manchmal startet er auch wieder von alleine. Sehr häufig ist er bei längeren Pausen (> 30 min) hängen geblieben, obwohl ich ihn nicht gestopt habe.
  • Das System ist sehr empfindlich gegen ungewollte Fehlbedienung. 
  • Stromausfall und die beiden zuvor genannten Punkte machen es unmöglich, die gefahrenen km fortlaufend aufzusummieren. Auf dem Garmin ist das eine elementare Funktion, die auch durch den Batteriewechsel (=Stromausfall) nicht gestört wird.

    Die E6 als einzige Alternative war zwar ätzend,
    aber dieser Weg war mit meinem Rad und Ge-
    päck nicht fahrbar. Er war mehere km lang

  • Das Routimg schickte mich öfters auf Wege, die für einen normalen Langstreckenradler mit entsprechendem Gepäck nicht fahrbar waren. Das ist nicht nur mir passiert. Schaut mal hier.
  • Auch wenn "Höhendaten berücksichtigen" eingestellt war, wurde oft eine Route erzeugt, die unnötig über Höhen ging.
  • Osmand hatte mich über Steigungen geschickt, die mit meinem Gepäck nicht schiebbar waren.
  • Hatte ich eine erste Route  von A nach B, dann war es kaum möglich, eine Alternativroute zu erzeugen. Das System fiel aus unerfindlichen Gründen wieder auf die erste Route zurück.
  • Überhaupt ist es schwierig Routen von A nach B zu ermitteln, wenn A NICHT "meine Position" ist. 







20 m geradeaus und ich war auf der geplanten Route. Osmand
schickt mich zurück und ums nächste Quadrat
  • hatte ich ein Zwischenziel umgangen, z. B., weil ich einen Abzweig verpasst hatte, dann wollte mich die Navigation bis zum Ende der Route immer wieder zu diesem Zwischenziel zurück führen. 
  • Das Löschen der Zwischenziele hat nicht funktioniert. Irgendwann kam ein Update, seit dem funktioniert es problemlos.

  • Es kamen immer wieder Updates. Sie wurden möglicherweise angezeigt, aber ich habe das nicht registriert. Sie werden jedenfalls nicht beim starten von Osmand angezeigt. Die neuen Reaktionen des Systems haben mich verwirrt. Allerdings waren sie immer mit Verbesserungen verbunden.
  • Hatte ich das Handy mit laufendem Tracker neben einem laufenden PC liegen lassen, dann waren abenteuerliche Aufzeichnungen auf dem Track, die eine automatische Auswertung teilweise sinnlos machten. (z. B. Höhe = 5000 m, oder 100 km gefahren während ich in der Bib saß)
  • Beim Routing wird die Grundeinstellung der Fortbewegungsart mittlerweile übernommen. Bei den Einstellungen muss ich sie immer noch extra angeben. Warum eigentlich?
Problemlos hat das Routing und die Navigation von "meine Position" zu einem Ziel in max 10 km Entfernung funktioniert, z. B. Campingplätze oder Biblotheken. 

welchen Weg?

Das Routing von Osmand ist schlecht. Das von Brouter ist deutlich besser. Zuhause am PC lässt sich brouter leicht bedienen und die Tracks lassen sich leicht in das Verzeichnis von Osmand kopieren. Unterwegs ist das so kompliziert, dass ich nach 2 Wochen darauf verzichtet habe.
Was ist eine gute Route? Das ist m. E. eine sehr persönliche Entscheidung, denn es gibt konkurrierende Ziel:
  • mehr Höhe überwinden oder statt dessen längeren Weg
  • viel Verkehr oder statt dessen längeren Weg
  • viel Verkehr oder statt dessen Schotterpiste.
und Kombinationen davon wie z. B.
  • viel Verkehr oder längeren Weg und Schotterpiste
Die Entscheidung ist subjektiv. Nur jeder kann beispielweise für sich entscheiden, ab wann der Verkehr zu viel ist im Vergleich zur erforderlichen Höhe und/oder Schotterpiste und/oder längerem Weg.

Wie soll das eine Elektronik entscheiden? Meine Entscheidung hing oft von der Tagesform  oder vom gesteckten Ziel ab. Außerdem ist sie unsicher, weil ich nicht weiß, wieviel Verkehr  in den nächsten 300 km ist. Im Norden Schwedens waren gelbe Straßen verkehrsarm, im Süden gab es etliche mit sehr viel Verkehr.

Also kann eine elektronisch erzeugte Route nur eine erste Näherung darstellen, die ich händisch korrigieren muss. Diese Korrektur war in Osmand oft ein Problem. Sie ist mit den Updates leichter geworden. Zusammenfassend darf man das elektronische Routing nicht überbewerten, aber die händische Eingabe muss einfach und sicher sein. Auch muss die Variantenuntersuchung einfacher werden.

Navigation
  • Navigation, nicht das Routen, von Osmand ist im Großen und Ganzen gut. 
  • Ohne das Navi würde man die Wege in Deutschland, die ich gefahren bin, nicht finden. Mit einer 1:100 000 Karte fände man die Wege über Land aber nicht die Stadtdurchfahrten.
  • Schwierig sind Wegspinnen. Hier habe ich oft die Situation vor Ort falsch eingeschätzt, auch weil das Navi kurz davor das Display gedreht hat. Für mich war es oft einfacher, wenn ich das Display auf Nordrichtung fixiert habe.
  • In Oslo  waren die Abzweige auf die Radlerbrücken kaum erkennbar und ich bin trotz Navi regelmäßig daran vorbei gefahren.
  • Hat man sich verfahren, dann stellt das Navi schnell auf eine Alternativroute um und die Verwirrung ist perfekt.
  • Da hilft nur: anhalten und Darstellung ganz groß schalten. 
  • Außerdem ist es m. E. vorteilhaft, die automatischer Vergrößerung, die geschwindigkeitsabhängig ist, auf Nahbereichn zu stellen. (Einstellunegn/Navigation)
  • ist man sich unsicher, dann den eingeschlagenen Weg sehr langsam fahren und schauen, wo der Pfeil hingeht. Geht er in die falsche Richtung, dann sofort umdrehen. So habe ich oft das Umstellen auf die Alternativroute verhindern können.
  • schwierig sind auch enge alte Ortschaften. Das Displayupdate kam oft meinem Fahrtempo nicht nach und ich war am Abzweig vorbei, bis die genaue Position dargestellt wurde. 


Da ich in Dänemark weder Handy noch eine Karte hatte, hatte ich mir im ersten Anlauf in der Bibliothek mittels Google eine Beschreibung wie nebenstehend gemacht. Am ersten Tag hat das prima funktioniert. Am zweiten Tag habe ich gleich am Anfang den Abzweig verpasst und bin völlig in die Irre gefahren, aber dennoch angekommen









An den folgenden Tagen habe ich mir Karten ausgedruckt. Links die hat etwa M 1:100 000. Da sind keineswegs alle Straßen drauf, bzw. sie sind wegen der geringen Kontraste nicht zu sehen. Dann steht man vor Ort an einem Abzweig und weiß nicht wohin.
Natürlich sind auch nicht alle Orte drauf. Es bleibt absolut rätselhaft, nach welchen Kriterien Google die Orte aussucht, die dargestellt werden. Jedenfalls sind die dargestellten Orte nicht auf den Wegweisern, und die Namen auf den Wegweisern erscheinen überwiegend nicht auf der Karte. Das Fahren nach Google ist also außerordentlich spannend und natürlich reich an Umwegen.
Vergesst Google!

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