Zelt

Für die Fahrt ans Nordkapp habe ich mir das Fly Creek 2 von Big Agnes gekauft.

Erfahrungen:

  •  Ich habe mittlerweile das Zelt ca. 200 Mal auf- und abgebaut. 
  • Das Zelt ist regendicht sowohl bei 24h Dauerregen als auch bei einem 15 min Gewitterregen, nach dem die Wiese 2 cm unter Wasser stand. Beides ist auf meinen Reisen mehrfach eingetreten.
    Der hintere Überstand des Außenzeltes ist zu gering. Man muss  bei Regen das Überzelt am Fußende mit 3 extra Häringen an den Ecken und in der Mitte zusätzlich abspannen. Wenn man das nicht macht, dann ist innen Wasser im Fußende.
    Übernächstes Bild [1]: Raureif war am Fußende auch auf dem InnenZelt, weil der Überstand zu gering war.
  • Entgegen anderer Erfahrungsberichte hatte ich Tauwasserprobleme
    • am Abend
    • es tropft nicht in's  Innenzelt. Soweit Entwarnung
    • aber man bekommt öfters einen nassen Kopf.
    • die im Vorzelt gelagerten Sachen werden leicht nass
    • Bei Frost ist das Außenzelt auch innen bereift. bei genügend Tauwasser friert das runtergelaufene Wasser fest. 
    • Manchmal frieren Innen- und Außenzelt zusammen.
      Bild [2]
    • Das ständige Einpacken des nassen Zeltes und die häufige Zelttrocknung sind sehr nervig
    • Puschbikegirl sieht das genauso.

    • am Morgen







  • Der Boden ist wasserdicht aber nicht diffusionsdicht
    •  Es kommt kein Regenwasser von unten durch den Boden.
    • kurz drauf gekniet

      Es dringt Feuchtigkeit von unten durch. Nur an ganz wenigen, sehr trockenen Plätzen ist das nicht der Fall. Insbesondere die Isomatte war jeden Morgen von unten feucht. Unter den Radtaschen entstehen im Zelt Pfützen. In Vietnam hatte ich keine Matte. Da war der Schlafsack permanent feucht. Sehr unangenehm und nach 5 Wochen stinkt er.
    • Der extra dazu gekaufte Footprint verbessert das Problem nur geringfügig. Warum wird eine zusätzliche Abdichtung empfohlen und nicht gleich ein richtig dichter Boden eingebaut? Und der Footprint muss absolt dicht sein, nicht ein genauso durchlässiges Teil wie der Boden.
    • Theo Türkenbus hat sich ein gebrauchtes Hilleberg gekauft. Das hat das gleiche Bodenproblem. Was stellen sich diese Hersteller eigentlich unter Outdoor vor? Wohl nur auf dem topfebenen, super gemähten heimischen Rasen bei dauerhaft trockenem Wetter. Viel Spaß in der Wüste.
  • Mittlerweile hat der Boden einige kleine Löcher. Die Reparatur mit Seam Grip ist möglich
  • Die Stangen klicken schon super ineinander
    • Female-Ende abgebrochen
      Aber einmal habe ich das super etwas  übertrieben und eine Verbindung war nicht richtig zusammen. Sofort ist eine Stange angerissen und 5 Tage später war der Schaden kapital. Das  mitgelieferte Reparaturstück hat bis zum Ende der Nordkappreise geholfen. Sein Durchmesser ist aber viel zu groß.
    • Es gab noch weitere Schäden an den Stangen.
    • Passende Ersatzteile sind nicht zu bekommen.
  • Abspannungen lösen sich
    In der Mitte des Daches ist das Innenzelt am Außenzelt mit einem kurzen Band mit Karabinern festgemacht. Die Verklebung am Außenzelt hat sich an beiden Seiten gelöst. Die Reparatur mit Seam Grip hat nicht lange gehalten. Diese Abspannung ist wegen der Kopffreiheit erforderlich.
  • Sturm
    Die Abspannung außen an der gleichen Stelle habe ich bei Sturm eingesetzt. Sie hat sich beim ersten Sturm gelöst.
    Die übrigen Abspannungen sind aber sturmfest und das Zelt hält einiges aus.
  • Von den Häringen
    haben sich trotz oft schwierigem Untergrund nur zwei verbogen. Davon bin ich positiv überrascht. Es scheint eine Alu-Legierung mit hoher Festigkeit zu sein. Von den nachgekauften roten waren nach 10 Einsätzen 2 von 5 verbogen

  • Größe:
    wir haben 2 Nächte zu zweit im Zelt übernachtet. Aber wie man dann noch Gepäck darin unterbringen soll, ist mir ein Rätsel. Unser Gepäck war wasserdicht und stand draußen. Auch im Vorzelt bringt man keine zwei Tourenrucksäcke unter.

  • Reißverschlüsse
    Beim Öffnen und Schließen des Außenzeltes klemmt sich der Reißverschluss häufig in die Abeckung ein. Nach ca. 120 Nächten war er kaputt. Er bleibt nicht dauerhaft zu. Der Schaden ist wohl unabhängig vom Einklemmen, denn kurz danach hatte auch der Reißverschluss des Innenzeltes den gleiche Schaden, obwohl dieser keine Abdeckung hat. Puschbikegirl sieht das genauso.
     
  • Innenzelt
    Nach ca. 200 Nächten ist das Innenzelt an beiden Enden des Firsts aufgerissen. Die Spannung entsteht ausschließlich durch die Geometrie des Bodens und das Gestänge. Vorne wird der Boden durch das Gestänge gespannt. Hinten habe ich ihm nach dem Nordkapp, also die letzten 100 Nächte, ein wenig Luft gelassen. Es gibt also m. E. keine Möglichkeit diesen Schaden zu vermeiden.  In Lappland ist sowas untragbar.
vorne
hinten












  • Packsäcke
    Alle 3 Packsäcke sind nach 200 Einsätzen unbrauchbar. Unterwegs habe ich sie mit Klebeband geflickt, damit ich das Material überhaupt hinein bekam und es nicht verloren ging.




  • Die Nahtabdichtung
    löst sich im gesamten Zelt



  • Ersatz
    gibt es weder für die Stangen noch für die Reißverschlüsse.



    Meine Meinung
    • Schlechte Lüftung, feuchtedurchlässiger Boden, gebrochene Stangen, nach rel. kurzer Zeit defekte Reißverschlüsse, keine Ersatzteile: das Big Agnes Fly Creek ist sein Geld nicht wert. Es war ein Fehlkauf. Ich würde es nicht nochmal kaufen. Bei einem Aldizelt akzeptiere ich solche Mängel. Aber da kann ich mir für den Preis der Ersatzreißverschlüsse ein neues Zelt kaufen. Will ich aus Umweltgründen aber nicht. Deshalb muss ein teures Zelt mehr aushalten.



    Allgemein:
    • Lüftung
      Wer Feuchtigkeit weg bringen will, muss von unten nach oben lüften, weil feuchte Luft leichter ist als trockene. Mit einer unten liegenden Querbelüftung wie beim Big Agnes gelingt das nur mangfelhaft und nur bei kräftigem Außenwind. Ich habe das Vorzelt oben leicht geöffnet. Aber auch das brachte keine spürbare Verbesserung, weil nicht vorne und hinten und zu wenig geöffnet werden konnte. Prinzipiell ist das ein Konstruktionsfehler des Zeltes.

    • mm Wassersäule
      Die Meinung, ein regendichtes Zelt müsste mindesten 3000 mm Wassersäule aushalten, halte ich für Verkäuferunsinn. Meine Erfahrung, dass das Big Agnes mit seinen 1200 mm regendicht ist, haben auch andere gemacht.
      3000 mm Wassersäule kann man nur prüfen, indem man den Stoff unter einen Zylinder spannt und diesen 3000 mm hoch mit Wasser auffüllt. Durch den Wasserdruck wird der Stoff gedehnt und durch die Dehnung reißt die Beschichtung und das System wird undicht. Eine solche Belastung entsteht auch durch den stärksten Regen nicht. Die Höhe der Wassersäule sagt etwas über die Festigkeit des Stoffes aus. Deswegen sind diese Zelte auch schwerer. Natürlich sind sie zumindest hinsichtlich des Stoffes auch haltbarer.

    • Reparaturen
      • Zeltstangen
        Ich habe mir im Baumarkt 10 und 12 mm Alurohre gekauft. Den Spalt zwischen dem 12 mm Rohr und dem female-Ende der Zeltstangen habe ich mit Gewebeklebeband  aufgefüllt,  so dass sich das Rohr gerade so aufschieben lässt. Ebenso mit dem 10 in's 12 mm Rohr. Die Rohre haben sich im Gebrauch nicht verschoben  und das Gewebeband dämpft die Spannungen, die durch das Biegen beim Aufbau unweigerlich entstehen. Das male-Ende der Zeltstangen passt gut in das 10 mm Rohr und ist für den Auf- und Abbau schiebbar. Die Reparatur hat jetzt 100 Übernachtungen gehalten. Ich habe 2 solcher Teile als Ersatz immer dabei, aber bisher nicht gebraucht.
        Auf dem Bild ist innen noch das originale Rohr, weil es nur angerissen war. Man erkennt, wieviel dünner es ist im Vergleich zu dem Baumarkt-Rohr.
      • Boden
        Kleine Löcher mit Seam Grip verschließen. Nähte mit Nahtdichter behandeln. 
      • Abspannungen
        Es hilft nur nähen. Mit einem Stickrahmen geht das viel besser als ohne. Die Naht mit Nahtdichter verkleben.
        mit Rahmen genäht
      ohne Rahmen genäht
       
       
       
       
       
       
       
       
       

      • Innenzelt
        Das Netz lässt sich nicht nähen. Also habe ich einfach mit Band abgeklebt. Bei meinem Hausbau habe ich Klebeband für Kunststoffunterspannbahnen (Isover, Rockwool o. Ä.) kennen gelernt. Die sind zwar teuer, kleben aber wie der Teufel. Man muss auf der Innenseite unbedingt eine Folie aufbringen, sonst hat man beim nächsten Aufbau einen noch größeren Schaden. Es gibt auch elastische Klebebänder. Die passen sich besser an. 

      • Reißverschlüsse (RV)
        Weil ahnungslos, habe ich Lehrgeld zahlen müssen und jetzt trotzdem keine optimale Lösung.
        Reißverschlüsse sind ein weites Feld. Rel. gute Info zu RVs gibt es bei https://der-rote-faden.de/wordpress/reissverschluesse/
        Wenn kein Zahn ausgebrochen oder verschoben ist, kann man den Schieber/Zipper erneuern. Man muss nur den richtigen finden. Änderungsschneidereien haben oft ein ganzes Sortiment.
        Ist ein Schaden sichtbar, muss der RV ausgetauscht werden. 6mm Breite ist mehr als der originale RV und vollkommen ausreichend. 10mm ist zu sperrig und läuft in den Kurven nicht gut. Spiralreißverschlüsse sind nicht so haltbar aber elastischer als Krampenverschlüsse.Außerdem gleichen sie die Längskräfte aus. M. E. sind sie damit ideal für die kurvigen RV. Der RV muss einen Wendezipper haben, damit er von innen und außen bedient werden kann. I. d. R. wird der Zelteingang nicht wie eine Jacke in zwei Teile geteilt, die dann seitlich weggeklappt werden. Beshalb braucht man einen nicht teilbaren RV. 
        Ich habe innen 6mm Spirale, nicht teilbar dummerweise keinen Wendezipper,
        Außen 10 mm Krampe Metall nicht teilbar mit Wendezipper.
        Beim nächsten derartigen Porjekt würde ich innen natürlich einen Wendezipper einsetzen und
        außen 6 mm Spirale nicht teilbar mit Wendezipper nehmen.
        Ich habe keine Nähmaschine, deshalb eine Schneiderin beauftragt. Die Kosten sind nicht der Reißverschluss sondern die Schneiderin.
      • früher
        Ich habe mir 1973 ein Salewa Tonnenzelt gekauft:
        • Einwandig mit beschichtetem Nylongewebe
        • L/B/H = 2,00/1,15/0,80 m
        • noch immer intakte Glasfiberstäbe
        • G = 1,8 kg
        • steht auch ohne Häringe
        • ist Mistralerprobt (der übrige Zeltplatz lag flach)
        • aber morgens regnet es im Zelt vor lauter Tauwasser
        • Die Eingangsfront ist nicht wasserdicht. Im Ernstfall habe ich mit dem Poncho ein Vorzelt gebaut.
        • nach fast 50 Jahren dürfen die Ecken im Zeltboden, die durch die Glasfiberstäbe gespannt werden, eingerissen sein 
        Der Boden dieses Zeltes ist absolut dicht, auch 
        diffusionsdicht. Die Glasfiberstäbe - 5 verschieden Typen! - sind noch alle vorhanden und in einwandfreiem Zustand. Das Verkäufergeschwätz von nicht haltbaren Glasfiberstäben kann ich nicht mehr hören. Da es einen geraden First hat, kann man in diesem Zelt besser sitzen als im Big Agnes. Da sich der boden nach hinten nicht verjüngt sonder rechteckig ist, kann man zu zweit darin schlafen und zwei Tourenrucksäcke in den Fußbereich legen. Der Aufbau ohne Häringe ist ein Vorteil, den ich dummerweise beim Kauf des Big Agnes unterschätzt habe. Die entscheidenden Gründe für ein neues Zelt waren das Tauwasser und der Eingang. Die neue Lösung ist aber nur graduell besser.

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