Nun Zeri ist nicht das Italien, das sich der Normaltourist vorstell. Es liegt auf 600 m Höhe in den Bergen und Lasses Haus nochmal 100 m darüber, umgeben von hohen Bergen. Es hat schon einen Hauch von Norwegen.
Natürlich wollte ich ihn überraschen. Auch wenn ich bei der Reisevorbereitung so manches Wichtige vergessen habe, so habe ich mir doch einen halben Tag Zeit genommen, um mit seinen Informationen den genauen Ort heraus zu bringen.
An meinem Kocher ging ein Ventil nicht auf. Deshalb fuhr ich kurz vor Zeri in Pontremoli vorbei. Die Autowerkstatt hatte zu. Mittagspause. Zum Zeitvertreib ging's in die Altstadt um Fotos und erstaunte Blicke zu sammeln.
Die Werkstatt hatte immer noch zu. Auch ein Mittagessen reichte nicht bis zur Öffnung. Die italienische Siesta ist ausgedehnt.
Ich fuhr unverrichteter Dinge los. Auf dem Weg aus der Stadt kam ich an einer der ungeliebten Baustellen vorbei. Wasserleitungsbau! Die Freunde kenne ich.
Weiter ging's schwitzend den %reichen Weg hinauf.
Auf der folgenden bequem zu fahrend SP überholte mich ein Hamburger Auto. Was um alles in der Welt machen denn deutsche Touristen in dieser gottverlassenen Gegend?
Wenige km vor dem Ziel ging das Gewitter los. Ich hatte nur das Gepäck abgedeckt und ein Cape übergeworfen. Es schüttete. Die Schuhe füllten sich und hinten an der Hose floss ein Bach runter. Ein Hauch von Norwegen eben.
Die letzten 300 m ging es einen schnaps%igen, steinigen, ausgespülten und glitschigen Weg hinab. Nur schieben!. Ich war da.
Aus dem Fenster schaute ein fröhliches Gesicht. Es schien, als würde sie mich kennen, aber ich wusste nicht woher. Dann erschien Lou im Fenster und begrüßte mich mit einem erstaunten "Nils!". Die Überraschung war gelungen.
Lou und Lasse hatten Besuch von Frida Fröhlich und Kurt Kutscher bekommen. Die beiden hatten schon in Pontremoli diesen verrückten Radler mit dem Solarpanel gesehen und mich auch mit dem HH-Auto überholt. Aus Kurts Erklärung: "dieser Typ kommt den Weg runter", konnte sich Lasse keinen Reim machen. In seiner Vorstellung konnte niemand den Weg ohne seine genaue Beschreibung finden.
Beim gemeinsamen vorzüglichen Abendessen in der alten Mühle unterhalb des Hauses erzählte Kurt von seiner Fahrt mit der Kutsche von Deutschland nach Pommern. Anders als ich dachte, konnte Kurt nicht in der Gegend herum schauen und träumen, sondern musste auf den Weg aufpassen und das Pferd so lenken, dass das Gespann nicht durch Steine oder Schlaglöcher in Gefahr geriet. Besonders spannend war das Anspannen, weil Kurt dabei kurz die Zügel los lassen musste, das Pferd dann aber los lief. Eine köstliche Vorstellung.
Ich habe gelernt: eine Reise mit der Kutsche ist mindestens so erlebnisreich wie eine Radteise. Ich war etwas neidisch. In meinem Traum fuhr ich beim Adlon vor und mein Pferd ließ am Eingang ein paar Pferdeäpfel liegen.
Das ist reisen, wenn sich zwei, die was vom Reisen verstehen, zufällig bei einer Reise treffen.
Das Haus ist heimelig. Die Bruchsteinwände sind innen sichtbar. Boden und Decke sind aus Holz. Es ist sparsam eingerichtet, aber was man braucht ist da. Oben ist der Wohnraum und unten Schlafraum und Bad.
Das Grundstück ist riesig und das Mähen des steilen Hanges eine richtige Aufgabe für Lasse, die ihn glücklich macht.
Das Grundstück mit Haus von der anderen Talseite gesehen. Hier wird deutlich, wie einsam es ist. Ein Hauch von Norwegen,
Ich hätte weitere Tage dort ausgehalten, zumal das regnerische Wetter nicht gerade zum Radeln anspornte. Aber die Unruhe in den Beinen.....
Keuchend schoben Lasse und ich mein beladenes Rad den Weg hoch.
Einen Gruß aus dem herbstlichen und regnerischen Mörzheim - aus der Brühlstraße.
AntwortenLöschenGute Reise ... und bleiben Sie gesund!
Gruß Wolfgang Freiermuth
Hallo Wolfgang, vielen Dank für deinen Gruß. Du bist ja ein treuer Leser meines Blogs. Immerhin hatte ich einigen Aufwand, der Kaltfront davon zu fahren. Es freut mich, dass es in Mörzheim regnet. Da gedeiht mein Garten.
LöschenGruß Nils