Dienstag, 14. September 2021

Passfahrt


Der Toroiaga im Abendlicht, mit 1927 m+NN einer der höchsten Gipfel im Gebiet Maramures, war sozusagen der Hausberg meines Zeltplatzes und Startpunkte für diese Fahrt. Als ich den netten Herrn, der mir Cappuccino und Wasser gebracht hat, erklärte, dass ich diesen Pass fahren will, schaute mich ein Gesicht mit vielen Fragezeichen an. Da war ich noch der Meinung, ich würde die Serpentinenstraße fahren und wusste nicht, was auf mich zukommt. Mein Gegenüber wohl schon.
 
Passend zu den kommunistischen Wohnblocks die Industrieruine am Ortsrand.

Hunde gibt es überall. Dieser war harmlos.

Glückliche Schweine. Es geht ihnen gut. Man sieht es!
Sie leben in einem großen Gehege und haben viel Schlamm zum suhlen. 

Er bringt seine Schafe auf die Alm,
zufrieden und noch gut zu Fuß
Die Größe des Baches und der Zustand des Weges zeigten an, wie weit es noch bis zum Pass ist. Hier war es noch ein ziemliches Stück
Weiter oben in einem steilen Abschnitt mit groben Steinen kamen drei VW-Busse mit Franzosen. Der erste hielt an und sie fragten mich nach meinem Befinden. C'est tres dure. Zu mehr reichten mein Französisch und meine Verfassung nicht. Sie winkten und fuhren weiter.
 
Auf der Passhöhe 1460 m+NN wehte die Rumänische Fahne
und außerdem ein kalter Wind,
der mich veranlasste, sofort meinen Anorak anzuziehen.

 
Die Franzosen hatten mich schon angemeldet: da kommt noch so ein verrückter Radler. Er hier konnte gut Englisch, was die Unterhaltung wesentlich vereinfachte. Es war eine Gruppe von Slowaken, die wie ich eine Tour durch die Wildnis machten. Wer hier fährt weiß, dass es keine Autobahn ist (Ersatzreifen auf dem Dach). Sie schinden ihr Fahrzeug herauf. Dass ich meine Beine herauf schinde, erstaunt sie. 

Dann kamen Timo und Sebastian mit ihren Motorrädern. Für die war es nicht so einfach, wie ich mir einbildete. Auch sie mussten wegen der Wegverhältnisse langsam fahren. Da ist die Stabilität gering und sie mussten das Gleichgewicht durch Körpereinsatz halten.
 
Über die Bergkuppe verläuft die Grenze zur Ukraine. Die hier sichtbaren Wege sind nicht in der Open Street Map enthalten. Wegen der Grenznähe fahren Rumänische Polizisten Patrouille (einer der 10 PKW), um eventuelle Flüchtlinge abzufangen.  
 

 
 Immer wieder tauchten Felsen auf.
 
Ganz schön frech, wie die Mähne so schräg über der Stirn liegt. So war es auch. Es roch wohl das Brot und die Äpfel in meiner Tasche. Während mir der Rumäne den genauen Standort klar machte und ich endlich begriff, dass ich nicht die Serpentinenstraße sondern irgenwo in der Pampas fuhr, wollte es das Brot aus meiner Tasche holen und schmiss dabei mein Rad um. Ungestört wollte es weiter in die Tasche beißen und nur unser Schrei verhinderte ein Loch darin.
 
 
In der Ukraine hatte ich ja schon üblen Schlamm erlebt. Aber so richtig war ich diese Wegverhältnisse noch nicht gewohnt. Auf so einem Weg fährt man am einfachsten durch die Pfützen. Sie sind i. d. R. wenig schlammig und man kommt gut durch. Füße hoch, wenn Fußbad droht.
 
 
Und immer wieder malerische Flecken 

 
Blick von der zweiten Passhöhe. Ab dem ersten Pass war der Weg wesentlich leichter zu fahren.
 
Kurz vor Bobeica werden die Kühe zum Melken nach Hause gebracht. 

Ein wenig Brennholz im Wagen, ein Lächeln im Gesicht und die Pferde sind zärtlich zueinander. 
Kann das Leben schöner sein?
 
Wie im Hochschwarzwald: Bobeica ca. 1250 m+NN

Rd. 50 km Schotterpiste von Haus zu Haus, dazwischen Natur pur. Die letzten 300 m Anstieg vor dem ersten Pass waren sehr steil, der Schotter sehr grob und deshalb war dieser Abschnitt sehr anstrengend, teilweise kräfteraubend zu schieben. 10 PKW und 2 Motorräder, das war der gesamte Verkehr an diesem Tag. Sehr wenig, jedoch war ich in großer Einsamkeit nicht ganz alleine. Aber so wie einzelne Geräusche die Stille betonen, so betonen sparsame Begegnungen die Einsamkeit. Ich war froh und glücklich, dass mich Brouter diesen Weg geschickt hat. Die Anstrengung hat sich mehr als gelohnt. Die Alternative über die asphaltierte Serpentinenstraße wäre vergleichsweise erlebnisarm und ätzend laut gewesen.

Etwas weiter unten fand ich hinter einem verlassenen Haus ein Plätzchen für mein Zelt mit überdachter Sitzgelegenheit zum Kochen und Essen.

Den Track mit Höhenprofil findet man hier bei Komoot.
Ihr braucht einen eigenen Zugang zu Komoot.
Ihr müsst euch erst einloggen und dann den Track laden.
Die Höhe wird terrestrisch bestimmt, also nicht durch die aufgezeichneten GPS Daten.
 
 


 





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