Dienstag, 14. September 2021

Milchzentrale

Oft überlege ich im vorbeifahren: lohnt es sich anzuhalten? Und bis die Entscheidung getroffen ist, bin ich schon zu weit und fahre einfach weiter. Später ärgere ich mich, weil ich nicht angehalten habe.
Bei den Milchkannen auf den Pferdewagen habe ich jedoch eine Vollbremsung gemacht.

Ungläubig wird geschaut, was da für ein seltsamer Typ kommt. Ganz links im Bild steht ein Mann mit der traditionellen Kopfbedeckung. Das sieht man nur ganz selten.
.
Eifrig werden die Kannen vom Wagen gehoben, ins Haus gebracht und dort ausgeleert. Ein kleines Schwätzchen ist dabei immer möglich.

Nicht nur ich schaue zu, sondern auch die Säufer, die im Eck sitzen. Sie wollen mich zum Mittrinken überreden. Es ist ein Mister x anwesend, der nicht mitarbeitet aber offensichtlich doch etwas zu sagen hat. Er hält mir die Säufer vom Hals und wir kommen ins Gespräch.

Die beiden haben die Fuhre Milch gebracht. Von Mister x sagt, dass sie mehr als eine Stunde von ihrem Hof hierher gebraucht haben. Die Frau misst mit einem Peilstab den Füllstand jeder Kanne.

und bringt die leeren zum Wagen zurück.

Die Reste werden in eine Kanne zusammen geschüttet. Nichts geht von der guten Milch verloren. Ich durfte sie probieren und mit einem Glas aus einer der Kannen schöpfen. Natürlich hat sie gut geschmeckt.

Zur Milchzentrale gehört auch ein Laden. Mister x führt mich hinein und will mir ein Stück Käse von Hochwald schenken. Ich meinte, wenn schon, dann wolle ich Käse von Rumänien und nicht von Deutschland. "Warte eine Weile" sagt er und fährt mit seinem dicken Auto davon.

Außer Mister x gibt es noch einen Chef der Milchzentrale. Von ihm erfahre ich, das aus der Milch in diesem modernen offensichtlich Mikroprozessor gesteuerten Reaktor Quark gemacht wird. Der Quark wird zur Käserei gebracht und dort zu Käse verarbeitet. Da wird mir klar, warum Mister x mit dem Auto davon gefahren ist. Die Frage, warum im Laden der Milchzentrale deutscher Käse verkauft wird, wo sie doch selbst welchen herstellen, kannt mir der Chef wegen Sprachschwierigkeiten nicht erklären. Die Sprachschwierigkeiten rühren daher, dass Google translate nicht nur mich sondern auch den Chef nicht richtig versteht und dann sehr merkwürdige Übersetzungen hervorbringt.

 Die schön geschmückten Pferde warten die ganze Prozedur mit stoischer Ruhe ab. Ich warte gern ein bisschen auf Mister x und schaue solange dem Treiben zu.

Der kommt aber bald und bringt mir diese riesen Portion Käse mit. Es wäre unhöflich, etwas davon abzulehnen. Wahrscheinlich ist der auch billiger als die 100 g Hochwald Käse. Ich habe weit über eine Woche davon gegessen.

Als ich wieder im Sattel sitze, kommt gerade der nächste Wagen mit Milchkannen angefahren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen