Donnerstag, 11. April 2019

verbotener Pass

Lange bevor von dem Pass überhaut was zu sehen war, standen schon die Schilder am Straßenrand: "Pas Peyrole fermé". Wie kann ein knapp 1600 m hoher Pass gesperrt sein, wenn ich in den Pyrenäen bis auf 2000 m gefahren bin? Also weiter.
Im letzten Dorf vor dem Anstieg saßen die Tagesradler beim Bier und Wein zusammen. Nebenan in der Épicerie bekam ich ein Baguette und ein Stück Blauschimmelkäse, der mich sehr anlachte. Wie sollte mir, so ausgerüstet, der Aufstieg misslingen?

Nach ein paar km traf ich ihn an seinem Haus und beriet mich mit ihm, ob und wie der Pass fahrbar sei. 3 km müsste ich schieben, meinte er, und empfahl mir den Col Perthus.
Na, 3 km schieben ist kein Problem. Also weiter.





 







Die Barrage aus Schranke und aufgeschüttetem Schneehaufen war kein Hindernis für einen Radler. Ich musste nicht einmal abpacken.

Ich war ganz alleine auf der Straße. Mit Sicherheit kam kein Auto.  Der Pass ließ sicht leicht im 2. bis 4. Gang fahren.
Und diese Sonne und diese Sicht! Es war ein Traum.





Dann kam Schnee. Kein Problem, das lässt sich fahren und wenn an der Talseite nur noch ein schmaler Grasstreifen war, habe ich geschoben.






 






Der Frost-Tau-Wechsel hatte kräftig gewirkt. So große Brocken waren selten aber faustgroße Steine lagen überall herum






Hier war allerding Schluss. Der Streifen am Rand war über lange Strecken zu schmal, die oberen 5 cm des Schnees sulzig und, wie man ahnen kann, ziemlich bucklig. Ein Wanderer meinte, es würde weiter oben noch schlimmer und er würde mir doch sehr abraten.













Ich wollte aber den Pass wenigstens sehen. Also lief ich einen guten km weiter bis zur nächsten Kehre. Dort war der col de Redondet und ich war nun 60 m unter dem Pas Peyrol






 und sah ihn!


Wenn ich aufgebe, dann muss ich die Seele besänftigen und das geht am besten mit essen. Also setze ich mich in die Sonne, genoss die Aussicht auf's Tal,
packte aus und stellte fest, dass der Blauschimmel mich nicht nur angelacht hat sondern auch von vorzüglichster Qualität war. 
 
Wer ganz genau hinschaut, sieht die Straße zum Col du Perthus in den Wiesen unterhalb des rechten Gipfels aufsteigen.

Es kamen noch mehr Wanderer, die mich berieten und nach meiner Reise fragten.


Keiner jedoch sagte, wie steil der Col du Perthus ist. Autofahrer merken sowas nicht. Ich wollte nach Norden, also blieb mir keine andere Wahl als ihn zu fahren. Nein, nicht fahren, 99% der 6 km habe ich geschoben.

Auch wenn ich stur war und aufgeben musste: es hat sich gelohnt. Es war eine traumhafte Fahrt in absoluter Stille. Wer googled stellt fest, dass der Pas Peyrol häufig Bestandteil der Tour de France war. Deshalb ist er bei Radlern sehr beliebt. Wenn er frei ist, ist hier sicherlich die Hölle los.

Ich hatte ihn ganz für mich alleine!



Die Frage, warum in der Auvergne auf 1600 m Schnee liegt ind in den Pyrenäen auf 2000 m nicht, ließ mich nicht los. Die beiden Abb. nebenan zeigen Niederschlags- und Temperaturverläufe. Puigcerda liegt in den Pyrenäen und Dienne im Gebirgsstock des Pas Peyrol. Beide Orte liegen auf ca 1000 m Höhe. Das ist wesentlich, denn mit zunehmender Höhe nimmt auch der Niederschlag stark zu. In der Auvergne ist der Niederschlag im Dez und Jan etwa 10 mm höher als in den Pyrenäen. Entscheidender scheint mir die Temperatur zu sein. Sie liegt in der Auvergne ca 4 °C unter den Pyrenäen. Als Zelter habe ich eine gespürte Vorstellung davon, dass 4 °C ein großer Unterschied ist. M. E. ist das der Gund.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen